Wieder
durch­atmen

Die Rechnung ist simpel: Steigen die Ausgaben schneller als die Einnahmen, kann die finanzielle Situation in Schieflage geraten. Nicht ganz so simpel ist es oft, diese Schieflage wieder ins Lot zu bringen. Die Creditplus Bank setzt auf den frühzeitigen Dialog mit betroffenen Kundengruppen, um gemeinsam Lösungswege zu finden. Wie das in der Praxis abläuft, erzählt Andreas Hain, Leiter Zentraler Mahnbereich bei der Creditplus.

Andreas Hain

Leiter Zentraler Mahnbereich bei der Creditplus

Nach der Pandemie ist die Gesellschaft quasi nahtlos in den nächsten Krisenmodus übergegangen. Wie stark spüren Ihre Kund:innen und in der Folge auch Sie als Bank für Konsumentenkredite die Auswirkungen?
AH Die Herausforderungen sind in der Tat enorm. Auf eine bereits angeschlagene Wirtschaft hat die Inflation mit Raten von zwischenzeitlich über 10 Prozent noch eine Schippe obendrauf gelegt. Die starken Preissteigerungen vor allem bei Energieversorgung, Kraftstoff und Lebensmitteln spürt jeder – deshalb sind die Auswirkungen auch so umfassend. Und die Gehälter sind ja nicht in gleichem Tempo mitgestiegen. Da gibt es nicht wenige, bei denen ein ohnehin knapp kalkuliertes finanzielles Konstrukt nun ins Wanken gerät. Hier wollen wir unser Möglichstes tun, um diese Kund:innen frühzeitig zu unterstützen, damit sie unter all den Belastungen auch mal wieder durchatmen können.

Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?
AH Anders als in der Covid-19-Pandemie, in der den Kund:innen auch seitens des Gesetzgebers eine dreimonatige Stundung ihres Kredits zustand, geht die Initiative bei diesem Projekt ausschließlich von uns aus. Zunächst einmal suchen wir gezielt das Gespräch zu diesen potenziell fragilen Kundengruppen. Aus Informationen, die uns als Kreditgeber zur Verfügung stehen, können wir bestimmte Rückschlüsse ziehen und eine Prognose treffen. Wird das Gehaltsgefüge in Verbindung mit den Ausgaben und den inflationsbedingten Preissteigerungen künftig zu Schwierigkeiten führen, den Kredit abzuzahlen? Lautet die Antwort ja, gehen wir aktiv auf die Kund:innen zu und ent­wickeln gemeinsam geeignete Lösungen. Das kann zum Beispiel eine Stundung sein oder eine befristete Ratenplanänderung – in der Hoffnung, dass wir mit diesen Maßnahmen die aktuelle Phase der extrem hohen Kosten überbrücken können.

Dieser vergleichsweise frühe Zeitpunkt ist somit bewusst gewählt?
AH Ja, wir möchten damit verhindern, dass es überhaupt zu einer Rücklastschrift kommt. Oft geht es im Gespräch dann auch darum, das Bewusstsein für die eigene finanzielle Situation zu schärfen und gegebenenfalls Einsparpotenziale zu identifizieren. Manche sind damit schlichtweg überfordert, andere wissen gar nicht genau, was auf ihrem Girokonto passiert. Vielen ist auch nicht bewusst, dass sie mit ihrer Bank durchaus reden können, dass da Verhandlungsbereitschaft besteht. Durch unser proaktives Vorgehen nehmen wir auch eine gewisse Hemmschwelle, selbst mit der Bank in Kontakt zu treten und das Problem anzusprechen.

Kann man sagen, dass sich hier die Interessen der Bank und der Kund:innen überschneiden?
AH Selbstverständlich ist es in unserem ganz eigenen Interesse, dass der Kredit bedient wird. Das liegt ja im Wesen der Bank. Wir denken aber viel weiter: Die gesamte Crédit Agricole Gruppe hat seit jeher eine besondere Verbindung zu ihren Kund:innen und spürt somit eine besondere Verantwortung. Diese hat auch gesellschaftliche Relevanz: Wir möchten dazu beitragen, dass die Kund:innen ihre Bonität erhalten und Teil der Konsumgesellschaft bleiben können.